Tim Rohrer, Gründer und Betreiber der Lese-Community Leselupe.de, hat gerade ein eBook im Self Publishing veröffentlicht einen Verlag gegründet, den FeuerWerke Verlag. Ein neuer Verlag? Braucht das jemand? Das habe ich mich gefragt, als ich Tims Pressemitteilung erhielt. Und die Frage an den Neuunternehmer weitergeschickt. Im folgenden Tim Rohrers Antwort in Form eines Gastbeitrags.

Selfpublishing vs. Verlag

Immer mehr Autoren entscheiden sich heute bewusst (oder aus Mangel an Verlagsangeboten) für eine Veröffentlichung als Selfpublisher. Das ist gut, denn so werden mehr Bücher denn je veröffentlicht. Dadurch haben Leser eine größere Auswahl und Autoren, die naturgemäß einen hohen „Veröffentlichungsdruck“ verspüren, können ihr Werk selbstbestimmt der Welt präsentieren.

Die Vorteile von Selfpublishing sind offensichtlich: Das Buch wird garantiert veröffentlicht. Der Autor hat alle Entscheidungen in der eigenen Hand. Verkaufszahlen stehen meist tagesaktuell zu Verfügung. Ein deutlich größerer Anteil der Einnahmen geht ins Portemonnaie des Autors. Und vor allem kommt das Geld nicht mit 6 oder gar 12 Monaten Verzug beim Autor an (Vorschüsse bei Verlagsverträgen sind nicht garantiert), sondern meist schon 1-2 Monaten nach einem Buchverkauf.

Was spricht also heute überhaupt noch für eine Verlagsveröffentlichung?

Aus meiner Sicht als Kleinverleger sind dies im Wesentlichen zwei Themenfelder. Das erste hat mit Beratung & Strategie zu tun, das zweite mit den Kosten. Kommen wir zunächst auf das etwas komplexere Thema Beratung & Strategie zu sprechen: Dies hat viel mit Erfahrung und „Learning by doing“ zu tun. Wie so oft im Leben, macht man etwas besser, wenn man es zum zweiten, dritten oder vierten mal macht. Mit jedem Versuch wächst die Erfahrung, damit die Routine und Professionalität.

Wer auch eine Website betreibt, hat vermutlich schon von SEO gehört, der Kunst der “Search Engine Optimization“. Ihr Ziel besteht darin, immer dann ganz oben aufzutauchen, wenn ein Nutzer etwa bei Google oder Bing nach einem zur eigenen Website passenden Stichwort sucht. Google selbst sagt dazu: Schreibe ordentliche Web-Artikel, und deine Seite wird von selbst im Ranking aufsteigen. Trotzdem gibt es zu dem Thema Hunderte eBooks und Anleitungen sowie Firmen, die damit ordentliches Geld verdienen.

Falls Ihr eBook unter den bestverkauften eBooks bei Amazon ist, erreichen Käufer es über das umfangreiche Kategorie-System. Darüber verkauft es sich auch, wenn ein Amazon-Nutzer wie beim Buchhändler die (hier virtuellen) Regale abschreitet. Bei den beliebten Kategorien sind diese Regale jedoch überfüllt – Amazon zeigt hier immer nur die 100 meistverkauften Titel an. Das 101. Fantasy-Buch jedoch ist nur noch über die Suchfunktion auffindbar. Außerdem gibt es da noch die Käufer, die ihre Anfrage gleich im Suchfeld formulieren – entweder weil sie es aus dem World Wide Web gewohnt sind oder weil sie ein konkretes Problem haben.

Wie erreichen Sie es, dass bei einer solchen Amazon-Suchanfrage Ihr Buch ganz oben auftaucht? Die allgemeinen SEO-Tipps, die für Google etc. gelten, lassen sich hier nicht ohne weiteres übertragen. Im Kern der Amazon-Maschine steckt mit A9 zwar auch ein Suchdienst, doch der funktioniert anders. Die Produkt-Listings werden nach diesen drei Kriterien zusammengestellt:

  1. Bisherige Verkaufszahlen
  2. Mittlere Leserbewertung
  3. Relevanz des Produktnamens für die Suchanfrage

Der Ansatz klingt spannend: Creatavist verspricht, jede Geschichte, jedes Buch auf alle erdenklichen Plattformen zu bringen. Per Mausklick entstehen eBook (ePub und Mobi), iBook (auch “enhanced”) für die iTunes-Plattform, eigene Apps für iOS und Android und schließlich auch eine Web-Version. Kein Umformatieren mehr, keine Pflege unterschiedlicher Versionen. Der feuchte Traum aller Autoren also – oder vielleicht sogar die Wirklichkeit? Ich gebe zu, die Vorstellung, mit einem Klick alle Plattformen bedienen zu können, ist sehr reizvoll. Dafür würde ich vielleicht sogar Jutoh aufgeben…

Erreichbar ist die Plattform unter www.creatavist.com. Eine kurze Einführung gibt es hier. Creatavist beruht auf einer Lösung, die Unternehmen bereits länger zur Verfügung steht und die von einer ganzen Anzahl an Risikokapitalgebern unterstützt wird. Die Registrierung ist kostenlos, gilt aber zunächst nur für ein einziges Projekt. Wer die Plattform dauerhaft nutzen will, zahlt 10 Dollar im Monat für einen Account mit 5 Gigabyte Speicherplatz.